SRF Schweizer Film «Lina»

SRF Schweizer Film «Lina»

Die rebellische Lina (Rabea Egg, Schweizer Fernsehfilmpreis 2016) wird Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und begegnet rund 40 Jahre später ihrem Sohn, den sie im Gefängnis geboren und zur Adoption hat freigeben müssen. Ein berührendes Drama über ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte, basierend auf realen Schicksalen. Regie führte Michael Schaerer, das Drehbuch schrieb Jan Poldervaart.

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Lina ist Anfang 60. Sie lebt auf einem kleinen, abgeschiedenen Pferdegestüt im Berner Jura. Eines Tages wird sie von ihrem Sohn Daniel aufgesucht, den sie bei seiner Geburt vor über 40 Jahren das erste und letzte Mal gesehen hat. Für Lina beginnt mit dieser Begegnung eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit. Ihren Sohn hat sie im Gefängnis geboren. Als administrativ Versorgte, die aufgrund ihres «lasterhaften Lebenswandels» und ihrem «Hang zur Liederlichkeit» von den Behörden zur Umerziehung gezwungen wurde, entzog man ihr zum Wohle des Kindes das Fürsorgerecht.

 

Am 24. Januar 2016 feierte «Lina» an den 51. Solothurner Filmtagen seine Uraufführung. Im Rahmen des Festivals erhielt Rabea Egg den Schweizer Fernsehfilmpreis als Beste weibliche Hauptdarstellerin, ausserdem gewann der Film den Prix du Public.

 

Der Film «Lina» nimmt sich einem dunklen und noch wenig aufgearbeiteten Kapitel der Schweizer Geschichte an: der administrativen Versorgung und Fremdplatzierung von Jugendlichen bis ins Jahr 1981. Diverse weitere Sendungen von Schweizer Radio und Fernsehen widmen sich rund um die Ausstrahlung diesem Thema:

 

«Puls», Montag, 15. Februar 2016, 21.05 Uhr, SRF 1

Traumatische Erlebnisse wie zum Beispiel eine administrative Versorgung verändern nicht nur die betroffene Person selbst, sondern auch die nachfolgenden Generationen. In der Psychologie spricht man von «transgenerationaler Weitergabe von Traumata». Um diesen Dominoeffekt auf die kommenden Generationen zu unterbrechen, sollten Betroffene ein traumatisches Erlebnis möglichst rasch mit Hilfe einer Traumatherapie angehen. «Puls» zeigt am Beispiel einer Betroffenen, was konkret die Folgen eines weitergegeben Traumas sind und dass es tatsächlich möglich ist, den Dominoeffekt auf die nächste Generation zu unterbrechen.

 

«Kontext», Dienstag, 16. Februar 2016, 09.00 Uhr, Radio SRF 2 Kultur

Ausgehend vom Film «Lina» zeigt «Kontext» ein Stück Sozialgeschichte der Schweiz auf, in dem gesellschaftliche Konformität, Disziplin und patriarchale Machtausübung stärker gewichtet wurden als individuelle Selbstbestimmung. Über 50 000 Menschen haben ein ähnliches Schicksal wie Lina erlebt. Sie wurden gegen ihren Willen, ohne richterliches Urteil und ohne Rekursmöglichkeit «versorgt». Heute muss sich die Politik mit den Opfern der administrativen Versorgung befassen.

 

«SRF mySchool», ab Donnerstag, 18. Februar 2016, srf.ch/myschool

Didaktische Begleitmaterialien zu «Lina»: «SRF mySchool» stellt einen Zusammenschnitt von ausgewählten Schlüsselszenen aus dem Film online zur Verfügung. Dieser eignet sich ideal zur Vermittlung der «administrativen Versorgung», dem gesellschaftlichen Wandel und der Phase der Wiedergutmachung im Unterricht. Abgerundet wird das Angebot durch fächerübergreifende Unterrichtsmaterialien zur Nachbearbeitung des Films.

 

«Aeschbacher», Donnerstag, 18. Februar 2016, 22.25 Uhr, SRF 1

Zu Gast bei Kurt Aeschbacher ist unter anderen Erna Eugster. Ihre Mutter nannte sie schon als Kind Dreckloch, Saumensch, Lumpenhure. Erna Eugster wurde früh fremdplatziert und eine administrativ Versorgte; sie kam in Heime, in eine psychiatrische Klinik und immer wieder ins Bezirksgefängnis. Und dies, ohne jemals rechtskräftig verurteilt worden zu sein. Sie machte Erfahrungen mit Alkohol und Prostitution und erlebte Abgründe der menschlichen, und insbesondere der männlichen Psyche. Das alles verarbeitet sie in ihrer 2014 erschienenen Biografie.

 

«Sternstunde Philosophie», Sonntag, 21. Februar 2016, 11.00 Uhr, SRF 1

Lässt sich auch massives Unrecht verzeihen? Verdient jeder eine zweite Chance? Und wie lernen wir zu vergeben? Die Philosophin Svenja Flasspöhler hat zur Philosophie des Verzeihens ein Buch geschrieben, in dem sie den moralischen Schuldenschnitt ergründet. Barbara Bleisch spricht mit ihr über die Kunst und die Grenzen des Verzeihens.

 

«Reporter», Sonntag, 21. Februar 2016, 21.40 Uhr, SRF 1

Ursula Biondi landete 1966 mit 17 Jahren als Schwangere in der Strafanstalt Hindelbank – ohne eine Straftat begangen zu haben. Die Vormundschaftsbehörde hatte zu dieser «erzieherischen Massnahme» gegriffen, weil Ursula sich in einen geschiedenen, sieben Jahre älteren Mann verliebt hatte und minderjährig schwanger wurde. Reporterin Astrid von Stockar porträtiert eine starke Frau, die in den 1960er-Jahren für Liebe und Schwangerschaft kriminalisiert und dafür ein Leben lang bestraft wurde.

 

«Treffpunkt», Montag, 22. Februar 2016, 10.00 Uhr, Radio SRF 1

Die Sendung «Treffpunkt» widmet sich dem Thema der administrativen Verwahrung.

 

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Detailinformation

Ausstrahlung
Sonntag, 21. Februar 2016, 20.05 Uhr, SRF 1

Sender

Weiterführende Informationen
srf.ch/schweizerfilm

Bilder

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