Hörspielpremiere: «Bez beinebau» von Beat Sterchi und Hermann
Der deutsche Sinologe und Hörspielmacher Hermann Bohlen und der Schweizer Dichter und Performer mit herkunftsmässigem Wissen im Metzgereiwesen Beat Sterchi wurden zu einem Treffen vor das Mikrofon geladen. Bohlen sprach in einem erfundenen Idiom, Sterchi konterte mit seiner eigenwilligen Diktion.
Beat Sterchi hat unter anderem in seinen Hörspielen für Schweizer Radio und Fernsehen mit einer ausserordentlichen Sensibilität Standardformulierungen, Gestus und Rhythmus des umgangssprachlichen, gesellschaftlichen Kommunikationsverhaltens wiedergegeben. Dieses Gefühl für die Sprache der anderen steht neben seiner eigenen, der Dichtersprache, die stark wie eine Tanne dasteht und das Allerzarteste zu beschützen scheint.
Hermann Bohlen hat mit seinen zum Teil dokumentarischen Hörspielen ebenfalls Sprachgebaren porträtiert: Das Deutsch des grosszügigen Unternehmers mit Nazivergangenheit oder etwa die «Fachsprache» der Jäger. Für sein Hörspiel über den US-Ernährungsapostel Horace Fletcher hat er sogar eine Sprache zwischen Deutsch und Englisch erfunden und selber gesprochen, gewissermassen das «Germish». Im gemeinsamen Spiel haben sich Sterchi und Bohlen auf die Sprache bezogen, Sprache ausprobiert, einander gegenseitig etwas Chinesisch respektive Berndeutsch beigebracht und in humorvoller Praxis manches gezeigt, was die Linguistik theoretisch definiert.
Mit: Beat Sterchi und Hermann Bohlen
Musik: Luca Aaron und Jul Dillier – Regie: Geri Dillier und Claude Pierre Salmony – Produktion: SRF 2014 – Dauer: 30'
Beat Sterchi, 1949 in Bern geboren, wanderte 1970 nach Kanada aus, studierte in Vancouver Anglistik, unterrichtete dann, während er Spanisch lernte, zwei Jahre Englisch in Honduras. Als Deutschlehrer am Goetheinstitut in Montreal begann er zu schreiben. Bekannt wurde er mit seinem Roman «Blösch». Heute lebt er in Bern. Er schreibt Prosa, Reportagen, Kolumnen, Hörspiele und Theaterstücke. Seine Arbeit wurde mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Seine letzten Hörspiele auf Radio SRF 2 Kultur: «Das Matterhorn ist schön» (2002), «Nach Addis Abeba» (2003), «Bitzius» (Prix Suisse 2005), «Nach New York» (2007).
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, studierte Sinologie und lebt als Hörspielmacher in Berlin. Er schreibt und produziert seit 1994 Hörspiele. Bohlen erhielt den Publikumspreis Lautsprecher der Akademie der Künste Berlin für «Prozedur 7.7.0.» (1996). Andere seiner zahlreichen Produktionen sind «Gekaut! (Bis es von alleine herunterläuft)» (1994), «Das Luxurieren der Bastarde oder Sag doch auch mal was – Live-Mitschnitte aus den Wohnzimmern der 60er Jahre» (1998), oder auch «Alfred C.» (2012). Sie waren alle auch als Gastproduktionen im Radioprogramm von SRF zu hören.