«SRF DOK»: Cold Cases Schweiz – Ungelöste politische Kriminalfälle
Ein junger Berner Soldat soll 1977 im Jura Selbstmord begangen haben, ein Tessiner Terrorist verschwindet 1995 unter mysteriösen Umständen, in Zürich erschiesst 2001 ein Unbekannter einen Rabbiner und ist immer noch nicht gefasst. Die drei politisch brisanten Fälle geben Rätsel auf. «SRF DOK» trifft die Menschen, die noch heute nach Antworten suchen.
Ein Tod in einer aufgeheizten Zeit
Rudolf Flükiger, 21-jähriger Bauernsohn aus Jegensdorf BE, absolviert im Herbst 1977 in Bure im Jura die Unteroffiziersschule – nach einem nächtlichen Orientierungslauf wird er vermisst. «HG zerriss den Unteroffizier», lautet eine Schlagzeile, und dann: «Höchstwahrscheinlich Selbstmord».
Daran will die Familie von Flükiger nicht glauben, seine Schwester sagt im «DOK»-Film: «Er war stets aufgestellt und voller Tatendrang.» Mit ihren Zweifeln fühlt sich die Familie zunächst allein und von Behörden eingeschüchtert, doch im Laufe der Jahre wird die offizielle Todesursache immer wieder infrage gestellt: von Politikern, ehemaligen Militärs, Medizinern.
Der Tessiner Terrorist, der spurlos verschwindet
Mitte der 1990er-Jahre liegt auf dem Pult der damaligen Schweizer Bundesanwältin Carla del Ponte das Dossier eines Falls, der das Zeug zum Hollywood-Film hat: Der Tessiner Terrorist Bruno Breguet verschwindet 1995 spurlos von einer Fähre zwischen Griechenland und Italien.
Bruno Breguet hatte sich Ende der 1960er-Jahre im Zug des Nahost-Konflikts radikalisiert und wollte für die palästinensische Terrororganisation PFLP in Israel einen Bombenanschlag verüben. Nach einer mehrjährigen Haftstrafe in Israel schliesst sich der Schweizer später der berüchtigten Gruppe des bekannten Terroristen «Carlos» an.
Was auch die Schweizer Bundesanwältin del Ponte damals nach eigenen Aussagen nicht wusste, und bis heute offen ist: Was ist mit Breguet 1995 geschehen?
Mitten in Zürich wird ein Rabbiner erschossen
Rabbiner Abraham Grünbaum hatte als Kind den Holocaust überlebt, in Israel eine neue Heimat gefunden und sich zeitlebens dem Glauben gewidmet – und mit 70 Jahren wurde er an einem Sommerabend im Juni 2001 mitten in Zürich erschossen. Seit bald dreissig Jahren war der Rabbiner aus Israel immer wieder nach Zürich gereist, um hier in Synagogen Spenden zu sammeln für seine Talmud-Schule in Israel.
Wurde der Rabbiner erschossen, weil er als jüdisch erkennbar war? Konkrete Hinweise darauf gibt es keine, doch bleibt es die wahrscheinlichste Hypothese für ein Motiv. Eine Unsicherheit, die Bekannte von Abraham Grünbaum aus der jüdischen Gemeinde in Zürich noch heute beschäftigt.
Ausstrahlung: Donnerstag, 8. Februar 2024, 20.05 Uhr, SRF 1
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- «Mysteriöser Tod im Isdal – Spurensuche in Norwegen und der Schweiz» (Donnerstag, 15. Februar 2024, 20.05 Uhr, SRF 1)
- «Die Entführung von Swissair 100 – Geiseldrama in der Wüste» (Donnerstag, 22. Februar 2024, 20.05 Uhr, SRF 1)