«Reporter»: Corona-Videotagebuch – Alltag in der Krise
Es herrscht Ausnahmezustand, doch der Alltag geht weiter – irgendwie. Chaotisch, eingeschränkt, zuweilen verwirrlich. Die Reportage von Vanessa Nikisch zeigt die Videotagebücher unterschiedlicher Menschen in Zeiten von Corona.
Die Szenen, die Sandra Kissling mit ihrem Smartphone einfängt, dürften sich momentan so oder ähnlich in vielen Schweizer Haushalten abspielen: Das Familienleben steht Kopf, während sich der Wäscheberg türmt und das Geschäftstelefon auch daheim pausenlos klingelt. Mutter und Vater wechseln sich ab; zwischen Homeschooling mit den Kindern und der Arbeit in ihrem Lebensmittelladen, der aufgrund der Krise neu auch einen Lieferdienst anbietet.
Die Videotagebücher zeigen weder Geschichten von der Corona-Front, noch die harte Realität. Es sind Geschichten des Alltäglichen, das nur noch ansatzweise funktioniert: Bestatter Beni Hochuli richtet nur noch Beerdigungen für maximal fünf Trauernde aus. Urologe Daniel Eberli muss aufgrund der Corona-Verordnungen Operationen mancher seiner Krebspatienten verschieben. Die werdenden Eltern Simone und Michael Barmettler hoffen, dass das Virus ihre Geburtspläne nicht durchkreuzt. Für Camilla Jenny und Louis Bakker bedeutet die sich ausbreitende Pandemie das jähe Ende ihrer Reise. Und Krimi-Autor Sunil Mann, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, berichtet aus der Quarantäne.
Vanessa Nikisch gibt in ihrer Reportage Einblick in surreal wirkende Leben. Leben in Unsicherheit und auf Distanz. «Die Grosseltern nur noch durchs Fenster zu sehen, macht die Kinder und mich traurig», sagt Sandra Kissling in die Handykamera, während sie ihren Eltern Lebensmittel vor die Tür stellt. Der Stillstand der Schweiz bedeutet für die Kisslings mehr Einsatz denn je. «Wir wünschen uns die Normalität zurück, und zwar bald.»
Ausstrahlung: Sonntag, 19. April 2020, 22.25 Uhr, SRF 1