«Generalstreik 1918»: Die Schweiz am Rande eines Bürgerkrieges
Hundert Jahre nach den Ereignissen, welche die Schweiz 1918 erschütterten, realisiert SRF eine Doku-Fiktion, welche Ursachen, Triebkräfte und Folgen der gesellschaftspolitischen Krise behandelt. In den Hauptrollen der fiktionalen Szenen sind renommierte Schauspieler zu sehen, in Nebenrollen treten Bundesparlamentarier auf. Historiker ordnen die dramatischen Ereignisse ein und kommentieren die Fakten. Ein Film von Hansjürg Zumstein.
Ende des Ersten Weltkriegs erschüttert die Schweiz ein landesweiter Generalstreik. Über 250'000 Arbeiter fordern bessere Lebensbedingungen. Der Bundesrat befürchtet eine gewaltsame Revolution wie in Russland und mobilisiert die Armee. Die Schweiz steht am Rande eines Bürgerkriegs. Nach nur drei Tagen kapitulieren die Arbeiter, aber die Folgen der Auseinandersetzung sind weitreichend. Eine 90-minütige Doku-Fiktion arbeitet Ursachen und Hintergründe des Konflikts auf, unter anderem mit Reenactment-Szenen. Neben Schauspielern wie Fabian Krüger, Peter Jecklin oder Ralph Gassmann treten auch aktuell amtierende Parlamentarier auf.
Erstmals gelang es bei dieser Produktion, im Ständeratssaal des Bundeshauses zu drehen. Die ehemaligen Parlamentspräsidenten Ivo Bischofberger (CVP) und Jürg Stahl (SVP) haben den Filmschaffenden ausnahmsweise erlaubt, die dramatischen Szenen einer damaligen Sonderdebatte im Ständeratssaal zu drehen.
Weitere Dreharbeiten fanden in Zürich und Umgebung, Sursee und in Bern statt. Die fiktionalen Szenen des Films orientieren sich eng an historischen Fakten. Im Mittelpunkt steht der damalige sozialdemokratische Nationalrat Robert Grimm (Ralph Gassmann), der das Streikkomitee leitete. Ihm gegenüber stehen Bundespräsident Felix Calonder (Peter Jecklin), der zu vermitteln versuchte und Oberstdivisionär Emil Sonderegger (Fabian Krüger). Ein Militarist, der seinen Truppen Handgranaten austeilte und seinen Soldaten folgenden Befehl erteilte: «Wo aus Häusern geschossen wird, ist Handgranatenwerfen befohlene Pflicht.»
Neben den fiktionalen Szenen zeigt der Film mittels umfassenden historischen Bild- und Filmquellen, wie erbärmlich die Lebensumstände der Arbeiterschaft damals waren und wie dramatisch die drei Streiktage verliefen. Prominente Historiker wie Rudolf Jaun, Jakob Tanner, Brigitte Studer oder Sébastien Guex kommentieren die Ereignisse und zeigen auf, weshalb der Generalstreik als Geburtsstunde des modernen Sozialstaats gilt. Im Umfeld der SRF Doku-Fiktion «Generalstreik 1918» publiziert SRF auf myschool.ch eine entsprechende Webseite, wo Lehrpersonen massgeschneidertes Unterrichtsmaterial zum Generalstreik finden. Die Unterlagen sind vertiefend und stufengerecht aufbereitet und für alle kostenlos nutzbar.
Die 90 Minuten lange Doku-Fiktion wurde gemeinsam mit den SRG-Unternehmen RTS, RSI und RTR produziert. Regie führte Daniel von Aarburg. Das Drehbuch zum Film schrieb Hansjürg Zumstein. Der erfahrene Dokumentarfilmer realisierte für SRF bereits mehrere erfolgreiche Dokumentarfilme, letztmals eine Doku-Fiktion im historischen Umfeld des Ersten Weltkrieges («Der Landesverrat», 2015).