«Einstein»: Bioreaktor statt Landwirtschaft – Der Hype um Lebensmittel aus dem Labor
Ist Essen aus dem Bioreaktor die Lösung für den weltweit steigenden Nahrungsmittelbedarf? Ist es umwelt- und tierfreundlich? «Einstein» blickt hinter die Kulissen von aufstrebenden Start-ups, beleuchtet die Folgen für die Landwirtschaft und degustiert ein erstes Produkt aus der Schweiz.
Labor-Schokolade anstatt von Plantagen
Das Schweizer Start-up Food Brewer aus Horgen ZH stellt Kakaopulver im Bioreaktor her. Der traditionelle Kakao-Anbau soll revolutioniert und so umwelt- und sozialverträglich gemacht werden. Noch findet alles im Labormassstab statt. Doch die nächste Skalierungsstufe steht schon bereit. Moderator Tobias Müller ist dabei, wie das Kakaopulver gezüchtet wird. Er macht aus dem Pulver Schokolade, erzählt, wie gut die Labor-Schoggi schmeckt und wo das Start-up noch nachbessern muss.
Keine toten Tiere mehr dank Fleisch aus dem Bioreaktor
«Wenn wir ein Steak machen können, ohne dabei ein Tier töten zu müssen, dann müssen wir es machen», sagt Urs Angst, Grossmetzger aus Zürich. Der Patron der Angst AG handelte und übernahm ein Start-up, dessen Ziel ein Steak aus dem Bioreaktor ist. Weltweit wird seit Jahren in diese Technologie investiert, bislang ist noch keinem der Durchbruch gelungen. Wo steht das Laborfleisch zurzeit und welche Hürden müssen noch genommen werden? Eine Trendforscherin des Gottlieb Duttweiler Institut, dem Thinktank der Migros, gibt Antworten und erläutert, was die Schweizer Konsumierenden von Labor-Fleisch halten.
Frische Fische aus dem Labor
Der weltweite Fischkonsum hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Fisch und Meeresfrüchte sind die am häufigsten verzehrte tierische Eiweissquelle. Die Folgen: Viele Fischarten sind vom Aussterben bedroht und das Ökosystem Meer akut gefährdet. Meeresbiologe Sebastian Rakers hat eine Alternative. Sein Start-up Bluu Seafood züchtet als erstes Unternehmen in Europa Fischzellen. Der Laborfisch hat gegenüber Zuchtfisch zwei entscheidende Vorteile. Fischzellen können bei Raumtemperatur gezüchtet werden und Fleisch ist viel schwieriger zu imitieren als Fisch, weil es viel einfacher aufgebaut ist. Erste Produkte sind Fischstäbchen und Fischbällchen. Bald sollen aber auch Sashimi und sogar ganze Fischfilets gezüchtet werden. Noch dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einer ersten Zulassung als Lebensmittel in Singapur. Danach sollen die USA und Europa folgen.
Bauer der Zukunft – Labor-Fleisch frisch ab Hof
Der Bauernhof von Leon Moonen in den Niederlanden dient als Modell, wie ein zellulärer Bauernhof aussehen könnte. Vor zehn Jahren hörte der Biobauer erstmals von kultiviertem Fleisch. Die Idee, mit weniger Kühen mehr Fleisch zu produzieren – und das, ohne die Tiere zu schlachten – liess ihn nicht mehr los. Bei Workshops zum Thema kam er in Kontakt mit «Respect Farms». Ein Projekt, das am ersten zellulären Bauernhof der Welt arbeitet, und beweisen will, dass kultiviertes Fleisch auf konventionellen Bauernhöfen produziert werden kann. «Es ist wichtig, die Landwirte bei dieser Transformation nicht auf die Rolle von Rohstofflieferanten für die Nährmedien zu reduzieren, sondern ihnen echte Alternativen zur konventionellen Fleischproduktion zu bieten», meint Florentine Zieglowski, Mitgründerin von «Respect Farms». Auch die Agrargenossenschaft Fenaco ist am Projekt beteiligt.
Ausstrahlung: Donnerstag, 25. April 2024, 21.05 Uhr, SRF 1