«DOK»: Die Macht des Volkes

«DOK»: Die Macht des Volkes

Eigentlich ist sie unser ganzer Stolz, doch jetzt steht die direkte Demokratie auf dem Prüfstand. Das Minarettverbot und die Ausschaffung krimineller Ausländer ritzen die Menschenrechte, und mit ihrer neusten Initiative will die SVP das Völkerrecht eindämmen. Was ist wichtiger: der Volkswille oder die Menschenrechte? «Das Volk ist nicht immer nur weise, es ist vor allem emotional», sagt Helen Keller, Schweizer Richterin am europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Karin Bauers Film über eine Demokratie, die den Rechtsstaat immer mehr herausfordert.

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Beide sind jung, beide lieben ihr Land und beide sehen die direkte Demokratie in Gefahr - wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. «Es darf nicht sein, dass angenommene Initiativen nicht umgesetzt werden», sagt die 31-jährige Betriebsökonomin und SVP-Lokalpolitikerin Martina Bircher. Die 26-jährige parteilose Journalismus-Studentin Simone Knittel hält dagegen: «Warum gibt es eine Partei, die Initiativen lanciert, die nicht umgesetzt werden können, ohne die Menschenrechte zu beschädigen?»

 

Dokfilmerin Karin Bauer geht den Folgen von heiklen Volksentscheiden nach: Sie lässt SVP-Mitglied Martina Bircher auf einen kriminellen Ausländer im Gefängnis treffen und die Konsequenzen der automatischen Ausschaffung diskutieren. Und die parteilose Simone Knittel spricht mit Arbeitskolleginnen aus der EU, die um ihre Zukunft in der Schweiz bangen.

 

Unterdessen ist die neuste Initiative der SVP zustande gekommen, die noch einen Schritt weiter geht: Sie will das Völkerrecht eindämmen, um die rechtlich heiklen Initiativen umsetzen zu können. Die Partei nimmt den Austritt aus der europäischen Menschenrechtskonvention in Kauf und spricht vom Kampf gegen «fremde Richter». Ihr erklärtes Feindbild, die Schweizer Richterin am europäischen Gerichtshof für Menschenrechte warnt vor einem Spiel mit dem Feuer. Helen Keller kritisiert: Mit ihren Initiativen schwäche die SVP den Rechtsstaat und die Gewaltenteilung.

 

Der Film zeigt auf, wie sich in der neusten Initiativ-Debatte Ängste vor dem Fremden, Parteistrategien und Fakten vermischen. Und er thematisiert die ambivalente Rolle des Zürcher SVP-Präsidenten Alfred Heer: Ausgerechnet der Hardliner vertritt die SVP im Europarat, dem Hüter der Menschenrechtskonvention.

 

In welche Richtung geht die direkte Demokratie, wenn sie immer mehr ihre Grenzen testet? «Die Macht des Volkes» sucht nach Antworten auf eine der brisantesten Fragen unserer Zeit.
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Ausstrahlung
Donnerstag, 17. Dezember 2015, 20.05 Uhr, SRF 1

Publiziert am
Dienstag, 15. Dezember 2015

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srf.ch/dok

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