«DOK»: Der Dönerkönig

«DOK»: Der Dönerkönig

Zeynel Demir ist heute Millionär. Vor 26 Jahren kam er als Flüchtling völlig mittellos in die Schweiz. Der Kurde hat in Winterthur Karriere gemacht. Er hat den türkischen Döner in der Schweiz etabliert und erzielt mit seiner Firma Royal Döner heute 40 Millionen Franken Umsatz im Jahr. Seine Lebensgeschichte hat ihn extrem geprägt.

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Zeynel ist ein schweigsamer Mann geworden. Zurück in sein Dorf in der Türkei darf er immer noch nicht. Seine Familie wurde wegen seiner Flucht jahrelang schikaniert. Der Dokumentarfilmer Yusuf Yesilöz ist ebenfalls Kurde und im gleichen Jahr wie Zeynel als Flüchtling in die Schweiz gekommen. Die beiden teilen ein ähnliches Schicksal. Yesilöz hat sich deshalb seinem erfolgreichen Landsmann mit der Kamera genähert und zeichnet feinfühlig nach, weshalb Zeynel Demir solchen Erfolg hat und wie es sich mit zwei Seelen und Kulturen in der Brust in der Schweiz so lebt.

 

Zeynel Demir könnte sich heute alles leisten; aber am liebsten verbringt er seine Freizeit immer noch im Alevitischen Verein. Dort ist er zu Hause, dort spricht man seine Sprache. Ein zweites Zuhause ist auch seine Firma Royal Döner in Winterthur. Dort beschäftigt Zeynel mittlerweile 115 Arbeiter, vorwiegend Kurden, und auch hier spricht man vor allem kurdisch. Aber nicht nur seine Firma ist eine Anlaufstelle für Kurden in der Schweiz. Zeynel hat mit der Vergabe von Krediten auch vielen Kurden zu einem eigenen Döner-Restaurant verholfen.

 

Viele seiner ehemaligen Arbeiter haben sich zwischenzeitlich selbständig gemacht und sind heute Abnehmer von Döner-Fleisch. Mit seiner Döner-Produktion beliefert Zeynel Demir mittlerweile rund tausend Döner-Imbissstände in der ganzen Schweiz und setzt so mehr um als McDonald's. Das Geschäftsmodell von Royal Döner ist in der Schweiz zu einem Erfolgsmodell geworden - das anerkennt auch die Stadtregierung von Winterthur. Im Film erhält Zeynel Demir Besuch vom Winterthurer Stadtpräsidenten Michael Künzle, der sich für das Geheimnis seines Erfolges interessiert.

 

Zeynel Demir ist ein gutes Beispiel für eine geglückte Integration. Und dennoch zeigt seine Geschichte sehr eindrücklich, wie schwierig es ist, zwischen zwei Kulturen zu leben. Zeynel leidet noch heute jeden Tag darunter, dass er nicht in seine Heimat zurückkehren kann. Am Anfang war der Kulturschock sehr gross. Zeynel Demir und seine Frau Nurcan wurden nach ihrer Ankunft in einer Schweizer Wohngemeinschaft mit 16 Mitbewohnern untergebracht. In Hanspeter Fent fand Zeynel einen Freund und Helfer.

 

Der Schweizer Anwalt hat ihm nicht nur diese Unterkunft organisiert, er hat mit ihm auch neun Jahre lang für einen positiven Asylentscheid gekämpft. Zeynel Demir wurde in der Türkei verfolgt. Er ist heute noch zur Verhaftung ausgeschrieben, weil er sich mit Flugblättern gegen die Unterdrückung der Kurden gewehrt hatte. Deshalb floh er vor der türkischen Regierung in die Berge und von dort über Griechenland und Deutschland in die Schweiz. Asyl wurde ihm jahrelang verwehrt, weil er über ein Drittland eingereist war, nicht weil es an einem Asylgrund fehlte. Erst nach einer Änderung der Asylpraxis durch den Bund erhielt Zeynel Demir vor 15 Jahren Asyl. Damals hat er mit dem Aufbau seiner Firma begonnen. Mithilfe seiner damaligen WG-Mitbewohnerin Heidi hat er gelernt, wie man in der Schweiz geschäftet. Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind ihm wichtig geworden und haben auch massgeblich zu seinem Erfolg beigetragen.

 

Aber der Erfolg hat auch seinen Preis. Zeynel Demir lebt heute getrennt von seiner Frau. Seine zwei Kinder sieht er aber regelmässig. Auch sie haben zwei Herzen in ihrer Brust: In der Schweiz werden sie als Ausländer betrachtet und in ihrer Heimat ebenfalls, sagen sie.
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srf.ch/dok

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