«DOK»: Callboys – Männer für gewisse Stunden
Was für Frauen als ältestes Gewerbe der Welt gilt, wird zunehmend auch für Männer attraktiv: Sie verkaufen sich für gewisse Stunden an Frauen. Und die Nachfrage steigt offenbar. Seit Frauen finanziell unabhängiger geworden sind, nehmen sie sich auch in diesem Bereich das gleiche Recht heraus wie Männer. Dallas, Raul und Alexandre sind drei Schweizer Männer, die, hauptberuflich oder im Nebenamt, Bedürfnisse von Frauen befriedigen. Autorin Gabriele Köstler-Kull hat sie für ihren Film «Callboys» begleitet und versucht herauszufinden, was sie motiviert, als Callboy zu arbeiten, und was sie von der käuflichen Liebe halten. Sie trifft auch Frauen, welche die Dienste dieser Männer in Anspruch nehmen und schildern, welchen Stellenwert ihr bezahlter Liebhaber für sie hat – ein Einblick in eine sonst sehr diskrete Welt.
In diesem Film geben drei unterschiedliche Callboys einen Einblick in ihren Job. Dallas bietet sich im Internet an und ist mit seinen 38 Jahren im idealen Alter, denn oft suchen Kundinnen erfahrene Liebhaber. Er ist verheiratet, was sehr ungewöhnlich ist für einen Callboy. Ebenso geht er einer geregelten Arbeit nach. Callboy zu sein ist für ihn ein attraktiver Nebenjob, der ihm die Möglichkeit gibt, sich zusätzlichen Luxus zu leisten.
Der jüngste der drei Callboys ist Raul. Er ist einer der wenigen, die von diesem Geschäft leben können. Er ist überzeugt, dass sein Business-Modell Erfolg haben wird. Im Gegensatz zu Dallas bietet er seine Dienste nicht im Internet an, sondern rekrutiert seine Kundinnen im Alltag, beim Spazieren mit dem Hund, beim Einkaufen oder in Bars und Cafés.
Alexandre ist mit 52 Jahren der Erfahrenste von den dreien. Er ist Callboy, weil er als junger Gastronom zufällig in dieses Business hineingerutscht ist und sporadisch immer wieder seine Dienste angeboten hat. Seit ihn seine Frau verlassen hat, verzichtet er lieber auf private Beziehungen. Er glaubt, dass sich Menschen Sex kaufen, weil sie verletzt sind oder den richtigen Partner nicht finden.
Auffallend ist, dass sich heterosexuelle Callboys nicht als Prostituierte wahrnehmen, sondern ökonomisch denken und ihre Liebesdienste als begehrte Dienstleistung hochhalten. Sie reden offen über ihre Arbeit und zeigen teilweise auch einen gewissen Stolz. Die Kundinnen hingegen halten sich immer bedeckt und würden nie damit prahlen, dass sie sich einen Mann mieten. Denn in dieser Gesellschaftsschicht ist käufliche Liebe kein schmutziges Geschäft, sondern ein diskretes Geben und Nehmen.