«DOK»: «Buffer Zone» Sri Lanka  – Zehn Jahre nach dem Tsunami

«DOK»: «Buffer Zone» Sri Lanka  – Zehn Jahre nach dem Tsunami

Was haben die Rekordspenden nach der Flutkatastrophe vom 26. Dezember 2004 den Tsunami-Opfern gebracht? In Sri Lanka investierten die Hilfsorganisationen einen grossen Teil des Geldes in Umsiedlungsprojekte. Zehn Jahre nach dem Wiederaufbau kämpfen die Menschen in den neuen Dörfern im Landesinnern um ihre Existenz, während am Strand Touristenresorts aus dem Boden schiessen.

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Die Fischersfrau Radi ist gleichzeitig glücklich und verzweifelt: Am 26. Dezember 2004 hat der Tsunami ihre drei Kinder in den Tod gerissen. Die Familie lebte damals in einer einfachen Hütte am Strand im Osten Sri Lankas. Zehn Jahre später haben sie und ihr Mann wieder drei Kinder. Sie wohnen nun in einem soliden Haus im Umsiedlerdorf Swiss Village - fünf Kilometer von der Küste entfernt. Dort aber findet Radis Mann, ein Fischer ohne eigenes Boot, keine Arbeit. Die Familie ist hoch verschuldet, nicht selten müssen die Kinder hungrig ins Bett.

 

Die Geschichte ist kein Einzelfall. Im Film «Buffer Zone» besuchen Gabriela Neuhaus und Angelo Scudeletti zahlreiche weitere «Tsunami-Dörfer» in Sri Lanka, die von internationalen Hilfsorganisatinen mit Spendengeldern aus aller Welt gebaut worden sind. Allein in der Schweiz erzielte die Sammelaktion der Glückskette kurz nach dem Tsunami mit über 227 Millionen Franken ein Rekordergebnis. Damit wollte man - dies das Versprechen der Hilfsorganisationen - nicht nur wieder aufbauen, was vorher war, sondern auch die Lebensbedingungen der armen Küstenleute verbessern.

 

Fast die Hälfte der Spenden aus der Schweiz wurde für Projekte in Sri Lanka ausgegeben, der grösste Teil für Wiederaufbauprojekte. Viele Tsunami-Opfer durften jedoch nicht an ihrem alten Wohnort bleiben. Weil die srilankische Regierung nach dem Tsunami in einer 200 Meter breiten «Buffer Zone» (Pufferzone) entlang der Küste ein Bauverbot für Wohnhäuser erliess, mussten 70 000 Menschen ins Landesinnere umgesiedelt werden, zum Beispiel nach German Haritha Gama, einem deutschen Umsiedlungsprojekt, das heute halb leer steht.

 

Viele der umgesiedelten Küstenbewohnerinnen und -bewohner kämpfen bis heute um ihre Existenz. Insbesondere die Fischer tun sich schwer, mit ihren neuen Wohnorten im abgelegenen Hinterland. Die srilankische Regierung hingegen kann heute die Früchte ihrer geschickten Umsiedlungspolitik ernten: Zehn Jahre nach dem Tsunami schiessen überall in der ehemaligen «Buffer Zone» Tourismusresorts der Luxusklasse aus dem Boden.

 

Zwei ehemalige Projektverantwortliche aus der Schweiz und Deutschland sind der Einladung der Filmemacher gefolgt und kehren Jahre nach Abschluss des Wiederaufbaus noch einmal zu ihren alten Projekten zurück. Was sie dort antreffen, weckt bei ihnen gemischte Gefühle.

 

Gabriela Neuhaus und Angelo Scudeletti zeigen in ihrem Film, weshalb trotz aller Versprechungen der internationalen Helfer die Ärmsten in Sri Lanka heute kein besseres Leben haben. Zehn Jahre nach dem Tsunami sind und bleiben sie die Verlierer.
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Ausstrahlung
Donnerstag, 27. November 2014, 20.05 Uhr, SRF 1

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srf.ch/dok

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