«DOK»: Bloodhound und Streuli – Jenseits von Gut und Böse

«DOK»: Bloodhound und Streuli – Jenseits von Gut und Böse

Dass Bloodhound überhaupt noch lebt, ist bemerkenswert: 23 Mal wurde er in den Strassen von Los Angeles angeschossen. Die USA sahen in ihm den Leader einer der grössten und gefährlichsten Black-Gangs des Landes. Als Mitglied der Bloods dachte er keine Sekunde daran, sein Aufenthaltsbewilligung in den USA zu erneuern. So kam es, dass Bloodhound, dessen Vater Schweizer war, zwangsweise in die Schweiz ausgeschafft wurde. In Zürich trifft der Papierschweizer auf eine ihm völlig fremde Kultur und Sprache. Und er trifft auf Oliver Streuli, der ebenfalls in den USA aufgewachsen ist, jedoch freiwillig in die Schweiz zog. Gemeinsam versuchen sie, Bloodhound den Weg zurück in seine Heimat und zu seiner Familie zu ermöglichen. Marc Gieriet zeigt in seinem «DOK»-Film, mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden ist.

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Auf den ersten Blick könnten die Unterschiede in ihrer Biografie nicht grösser sein: hier der rechtschaffene Oliver Streuli, der sich nichts zuschulden kommen lässt, da Bloodhound, der in unzähligen Schiessereien sein eigenes und das Leben anderer gefährdete. Hier gut, da böse? So einfach ist es bei genauerem Hinschauen nicht, zumindest was das Leben von Bloodhound angeht.

 

Der Schweizer war einst ein einflussreiches Mitglied der Bloods, gemäss den US-Behörden eine der gewalttätigsten Banden im Land. Als Oliver Streuli aber nach Los Angeles reist, um in den berüchtigten Ganggebieten die Stationen im Leben Bloodhounds zu erforschen, entdeckt er die andere Seite der Geschichte. In Gesprächen mit Polizisten, Gangmitgliedern und Weggefährten ergibt sich plötzlich ein anderes Bild. Bloodhound lebte zwar viele Jahre nach den Regeln der Strasse, er führte ein Leben wie wohl kein anderer Schweizer. Doch als er zum wiederholten Mal von Kugeln getroffen wurde, begann er umzudenken.

 

Der Schweizer wandte sich gegen die Gewalt und Brutalität, die den Alltag in den Gangs auszeichnen. Er wurde ein geachteter Vermittler zwischen den Fronten. Und Bloodhound konnte dank seiner Bemühungen zahlreiche Jugendliche davon abhalten, dieselben Fehler zu machen, die er in seinen jungen Jahren begangen hatte.

 

Er gründete eine Familie, wurde Vater von zwei Kindern. An die Erneuerung der Aufenthaltsbewilligung, dachte er seit Jahren nicht mehr. Im Mai 2010 wurde er verhaftet und in Ausschaffungshaft gesetzt. Gelegenheit, um sich von seiner Familie zu verabschieden, hatte er keine mehr. Nach drei Jahren wurde er in die Schweiz deportiert.

 

Hier lebt er seither, gefangen in der Freiheit, und will nur eines: so schnell wie möglich zurück in die USA zu seiner Familie. Der Wunsch erscheint aussichtslos. Anfangs lebte er zuweilen unter einer Brücke, fand nach ein paar Monaten zuerst einen Job, dann eine kleine Wohnung. Im Alltag ist er oft hilflos. Oliver Streuli steht ihm dann zur Seite, wenn es darum geht, Banküberweisungen oder Korrespondenz mit Behörden zu erledigen. Streuli ist es auch, der Bloodhound die Schweiz zeigt. Überhaupt steht Streuli für die Tugenden, die man hierzulande gerne als gut schweizerisch bezeichnet.

 

Marc Gieriet zeigt in seinem Film, wie sich die beiden Schweizer in jenem Land begegnen, das zwar gemäss den Pässen ihr Vaterland ist, jedoch nur für einen von ihnen zur Heimat wurde.
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Ausstrahlung
Donnerstag, 21. Mai 2015, 20.05 Uhr, SRF 1

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srf.ch/dok

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