«DOK»: Der steile Weg nach Sotschi

«DOK»: Der steile Weg nach Sotschi

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi sind das grösste Prestigeprojekt Russlands seit dem Ende der Sowjetunion. Es sind auch die Spiele des Präsidenten Wladimir Putin. Er war von Anfang an die treibende Kraft hinter dem Projekt. Rund 50 Milliarden Franken sind ihm die Spiele wert, vier Mal mehr als anfangs budgetiert. Fast die ganze olympische Infrastruktur musste aus dem Boden gestampft werden: eine Machtdemonstration gegenüber Volk und Natur. Putin und seine Elite wollen Russland als modernen Staat zeigen, der solchen Grossanlässen gewachsen ist. Die Zeit drängt - mitunter sind bis zu 80'000 Arbeiter auf den Baustellen im Einsatz.

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Im Vorfeld der Olympischen Spiele hat «DOK» drei Menschen begleitet, die alle auf ihre Art Chancen und Risiken dieses Grossevents symbolisieren.

 

Bruno Jelk, Rettungschef aus Zermatt, war letzten Winter in den Bergen des südlichen Kaukasus - als Ausbildner und Berater im Lawinendienst. Während der vorolympischen Testwettkämpfe hat «DOK» Jelk bei dieser anspruchsvollen Aufgabe begleitet - bei teils äusserst unwirschen Wetterbedingungen. In vielem unterscheidet sich die Arbeit von Zermatt: Die Schnee- und Wetterbedingungen sind extremer. Und Dynamit für Sprengungen ist verboten, wegen der Terrorgefahr. Am letzten Tag steht eine grosse Lawinenübung an. Bestehen Jelks Lawinenspezialisten diesen wichtigen Test?

 

Magomed Gassanow wohnt in einem abgelegenen Bergdorf im Osten Dagestans - am anderen Ende des Kaukasus. Sein Dorf leidet wie die ganze russische Teilrepublik unter den Folgen bürgerkriegsähnlicher Ausschreitungen. Investitionen bleiben aus; die meisten hängen am Tropf Moskaus. Bei Besuch des Filmteams sind bereits zwei Dutzend Männer des Dorfes zu den olympischen Baustellen nach Sotschi abgereist.  Auch Magomed entscheidet sich, es dort zu versuchen. «DOK» begleitet ihn auf seiner abenteuerlichen Fahrt durch die verschiedenen kaukasischen Teilrepubliken. Wird Magomed im Gelobten Land Sotschi Arbeit finden?

 

Alexandra Rodionowa ist eine sibirische Rennrodlerin. Sie kämpft um einen Startplatz in Sotschi. Der Druck auf sie und alle anderen russischen Athletinnen und Athleten ist riesig. Mitunter schaut auch schon einmal Präsident Wladimir Putin beim Training vorbei. Sotschi ist für die bald 30jährige Athletin die letzte Chance auf eine Goldmedaille. Aber sie hat ein Handicap: Weil sie nicht Teamleaderin ist, erhält sie nicht die besten Rodelschlitten. Kann sie sich ihren Lebenstraum vom Olympiasieg dennoch erfüllen?

 

Fragen sind berechtigt, denn so gross die investierten Gelder auch sind, sie können nicht alle Risiken ausschalten, die diese Olympischen Spiele mit sich bringen. Einerseits liegt Sotschi in den Subtropen, am Schwarzen Meer, auf dem Breitengrad von Saint-Tropez. Das neue Skigebiet im nahegelegenen Kaukasus ist klimatisch geprägt von Wetterkapriolen. Auch im Februar während der Spiele ist alles möglich: frühlingshafte Temperaturen und Pisten ohne Schnee; aber auch meterweise Neuschnee könnte fallen.

 

Sportlich gesehen sind die russischen Athleten zum Siegen verdammt. Ein Fiasko wie vor vier Jahren in Vancouver - diesmal vor eigenem Publikum - käme einer nationalen Schande gleich und würde viel vom erhofften Schwung wegnehmen, den die Olympiade der Nation geben soll.

 

Auch gegen Terrorgefahr muss sich Russland wappnen. Die Konfliktregionen des Nordkaukasus wie Tschetschenien oder Dagestan liegen nur wenige hundert Kilometer entfernt. Dort sterben jährlich Hunderte von Menschen bei Kampfhandlungen oder Terroranschlägen. Islamistische Fundamentalisten stehen korrupten und brutalen Regierungstruppen gegenüber - eine Gewaltspirale.
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Donnerstag, 30. Januar, 20.05 Uhr, SRF 1

Publiziert am
Dienstag, 28. Januar 2014

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srf.ch/dok

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