«DOK»: Die letzten Gärtner

«DOK»: Die letzten Gärtner

Die Gärtnerei Freitag im zürcherischen Opfikon muss diesen Frühling der Grossüberbauung Glattpark  weichen. Das Milliardenprojekt am Stadtrand von Zürich ist für Investoren und Grundeigentümer eine Goldgrube. Für die  Bewohnerinnen und Bewohner ist es ihr neues Zuhause – für Ursi Freitag und Beat Waldvogel aber das verlorene Land. «DOK» begleitet Ursi Freitag und Beat Waldvogel bei ihrem Abschied und dokumentiert die Entstehung des von Grund auf völlig neuen Stadtteils von Opfikon.

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Seit drei Generationen baut die Familie Freitag Gemüse an und verdient sich so ihren Lebensunterhalt. Zwar fährt Ursi Freitag nicht mehr mit Ross und Wagen auf den Markt, wie es ihre Grossmutter und ihr Vater noch taten, aber zusammen mit ihrem Partner Beat Waldvogel hält sie die Familiengrundsätze hoch: Qualität, Fleiss und ein sorgfältiger Umgang mit den Ressourcen. Ursi Freitag und Beat Waldvogel sind noch die Letzten, die den Boden im Oberhauserriet bestellen. Alle anderen Gärtner und Bauern sind schon weg.

 

Nun muss auch die Gärtnerei Freitag der gigantischen Überbauung weichen. Es entsteht ein komplett neuer Stadtteil mit Wohnraum und Arbeitsplätzen für insgesamt etwa 14 000 Menschen. Das Gebiet heisst jetzt nicht mehr Oberhauserriet, sondern Glattpark.

 

Mehr als vierzig Jahre hat es gedauert, bis sich die zahlreichen Grundeigentümer und die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Opfikons auf einen Quartierplan einigen konnten. Die Geschichte der rund 70 Hektar grossen Wiese ist turbulent und widerspiegelt einen Teil der Schweizer Wirtschaftsgeschichte. In den 1980er-Jahren als «teuerste Wiese Europas» betitelt, wagte nach der damaligen Abkühlung auf dem Immobilienmarkt niemand mehr eine Prognose. Noch Anfang 2000 war die Skepsis gross, ob sich Wohnungsmieter und -käufer für ein Gebiet finden würden, das an der Autobahn und in unmittelbarer Nähe zum Flughafen liegt.

 

Trotz Unsicherheiten auf dem Immobilienmarkt sind die Landpreise über die vergangen Jahrzehnte stetig gestiegen und haben sich vervielfacht. Zu den grossen Gewinnern dieser Preissteigerung gehören die Grundeigentümer. Bruno Buttis Vater beispielsweise erstand in den Fünfzigern billig Land im Oberhauserriet. Das letzte Stück des geerbten Landes verkaufte Butti vor zwei Jahren, das brachte ihm mehrere Millionen ein.

 

Inzwischen ist Zürich Nord eine der ganz grossen Boomregionen in der Schweiz und der Glattpark mit einem Investitionsvolumen um drei Milliarden Franken die grösste Baustelle des Landes. Grossbanken, Versicherungen, Pensionskassen: Alle grossen Investoren sind mit von der Partie. Bereits ist die erste Etappe fertiggestellt. Schon leben gut 2000 Menschen dort. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Niemand hat dort seine Wurzeln. «DOK» zeigt, was das für die neu Zugezogenen heisst.
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Ausstrahlung
Donnerstag, 30. Mai 2013, 20.05 Uhr, SRF 1

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Weiterführende Informationen
www.srf.ch/dok

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