«Die Schweizer»: Haudegen und Heiliger – Hans Waldmann und Niklaus von Flüe
Der machtgierige Bürgermeister Hans Waldmann und der fromme Einsiedler Niklaus von Flüe verkörpern zwei gegensätzliche Haltungen in einem Konflikt, der die junge Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert fast zu zerreissen drohte.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehören die Eidgenossen zu den europäischen Grossmächten. Nach ihren Siegen über das Burgunderheer von Karl dem Kühnen sind sie als Bündnispartner gefragt und ihre Soldaten als Söldner begehrt. Doch im Innern der acht alten Orte tobt ein heftiger Streit. Man streitet um die Verteilung der Burgunderbeute, um den Einfluss der Städte und um die Frage, ob Freiburg und Solothurn in den Bund aufgenommen werden sollen oder nicht.
Eine tonangebende Figur dieser Zeit ist der Feldherr und Zürcher Politiker Hans Waldmann. In jungen Jahren ein rauflustiger Haudegen arbeitet er sich zu einem der mächtigsten und reichsten Männer der damaligen Eidgenossenschaft empor. Als Vertreter der Zünfte gelingt es ihm, die Macht der Stadtzürcher Aristokratie zurückzudrängen; als eidgenössischer Gesandter verhandelt er mit dem französischen König und wird schliesslich zum Bürgermeister der Stadt gewählt.
Auch der Obwaldner Bauer Niklaus von Flüe kämpft als junger Mann im eidgenössischen Heer; doch mit 50 Jahren verlässt er Frau und Familie, um bis zu seinem Tod betend und fastend in heiliger Einsamkeit zu leben. Der fromme Eremit wird bald im ganzen Land bekannt, Pilger und Politiker reisen zu ihm, um seinen Rat zu holen, und im grossen Konflikt der Eidgenossen kann er als Vermittler Frieden stiften.
Obwohl sich Bruder Klaus und Hans Waldmann persönlich nie begegnet sind, verkörpern sie den Gegensatz ihrer Zeit wie keine anderen. Der ehrgeizige und skrupellose Politiker Waldmann scheitert schliesslich daran, dass er mit ausländischen Fürsten paktiert und die Bauern vor seiner Stadt unterdrückt. Bruder Klaus hingegen mahnt zu seinen Lebzeiten vergeblich, «den Zaun nicht zu weit zu stecken und sich nicht in fremde Händel einzumischen». Die Eidgenossen haben erst nach der grossen Niederlage in der Schlacht von Marignano angefangen, den Rat des heiligen Einsiedlers zu beherzigen.