«rec.»: Herausforderung Ramadan – So erleben junge Muslime und Muslimas den Fastenmonat
Jedes Jahr verzichten Muslime und Muslimas einen Monat lang vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Reporterin Elma Softic ist auch Muslimin und zeigt, wie es für ihre Eltern, Freunde und Bekannte ist, in einem nicht-muslimischen Land wie der Schweiz zu fasten.

Der erste Tag beginnt um 03.15 Uhr. Die Familie von «rec.»-Reporterin Elma Softic steht auf, um sich noch vor dem Fastenbeginn mit einem Frühstück zu stärken. Danach gilt bis die Sonne untergeht, Ess-, Trink- und Sexverbot. Was für viele nach einem Monat voller Hunger und Qual scheint, ist für Muslime und Muslimas eine Zeit der Besinnung.
Doch das Fasten in einem christlich geprägten Land ist nicht immer einfach. Man ist konfrontiert mit Herausforderungen im Alltag – besonders im Arbeitsalltag müssen sich Muslime und Muslimas für das Fasten am Arbeitsplatz häufig rechtfertigen.
In der Shishabar «Hera» trifft sich Elma Softic mit ihren Freunden Nadir Spahic und Salim Nasseri. Salim kommt ursprünglich aus Afghanistan. Das Fasten in der Schweiz ist für ihn einsam, da seine Familie nicht hier, sondern in seinem Heimatsland ist. Auch die unterschiedlichen Fastenzeiten machen ihm zu schaffen – die Fastentage sind in der Schweiz nämlich länger als in Afghanistan.
Anders bei Nadir Spahic – er hat schon sein Leben lang in der Schweiz gefastet. Auch bei der Arbeit wissen alle über den Ramadan Bescheid. Dennoch muss er sich immer wieder die gleichen Kommentare anhören: «Was? Nicht einmal Wasser? Das kann doch nicht gesund sein.» Der gelernte Kaufmann kann aber gut kontern. Das muslimische Fasten sei ja schliesslich nicht anders als das Intervallfasten, das generell als gesund gilt.
Zahlreiche weitere Leute melden sich bei der Reporterin via Social Media und erzählen von ähnlichen Erlebnissen am Arbeitsplatz: «Ich faste heimlich, weil ich nicht von meinen Mitarbeitern beurteilt werden möchte, ob ich richtig arbeite oder nicht, wenn ich am Fasten bin», schreibt ein Büroangestellter.
Mitte Ramadan besucht die Reporterin Najla Spahic – die Schwester von Nadir Spahic. Sie wollen in die Moschee gehen und dort gemeinsam das Fasten brechen – auch Iftar genannt. In der Moschee trägt Najla Spahic ein Kopftuch – im Alltag nicht: «Mich hemmen die komischen Blicke der anderen», erzählt die Studentin. Während des Ramadanmonats geht Najla öfters in die Moschee als sonst. Das Beten, Fasten und das gemeinsame Essen schweisse die Muslimas und Muslime in der Schweiz zusammen. Man fühlt sich der Gemeinschaft zugehörig.
Dieses Gefühl sei in den Heimatländern noch viel stärker als da in der Schweiz, erzählt Amer Isakovic: «In muslimischen Ländern passt sich jeder an. Man arbeitet weniger, alle beten. Es ist einfacher.»
Ausstrahlung: Ab Montag, 8. Mai 2023, 17.00 Uhr, auf YouTube