«Kulturplatz»: Armut in der reichen Schweiz
Immer mehr Menschen müssen hierzulande in den Caritas-Märkten einkaufen. Die Hilfsorganisation meldet 40 Prozent mehr Einkäufe als im Vorjahr. Mit wenig Geld leben, das kennt Schriftsteller Lukas Bärfuss aus eigener Erfahrung. Einst obdachlos, beschäftigt ihn die Armut bis heute. Eva Wannenmacher führt durch die Sendung.

Lukas Bärfuss lebt heute ohne Geldsorgen. Viele Kulturschaffende müssen täglich jeden Franken zwei Mal umdrehen. Rund 60 Prozent der Kulturschaffenden in der Schweiz verdienen pro Jahr 40'000 Franken oder weniger. «Kulturplatz» spricht über das Tabu Armut in der reichen Schweiz und zeigt Wege auf, wie die Situation von Betroffenen konkret verbessert werden kann.
Warum Menschen in der Schweiz arm sind
Die Faktoren, die in der Schweiz zu Armut führen, sind vielfältig und dennoch zeichnen sich Tendenzen ab: Scheidung, Kinder, die es zu betreuen gilt, Job-Verlust und ein unregelmässiges Einkommen erhöhen das Armutsrisiko. «Kulturplatz» trifft zwei Frauen, die an der Armutsgrenze leben und spricht mit dem Autor Bruno Fuchs. In seinem neuen Buch porträtiert er elf armutsbetroffene Menschen.
«Die Krume Brot» von Lukas Bärfuss – Eine Geschichte der Armut
Der Büchner-Preisträger erzählt in seinem neuen Roman von Adelina. Als Tochter einer italienischen Einwanderer-Familie kämpft sie jeden Tag ums finanzielle Überleben. Die Schulden des Vaters oder eine hohe Zahnarztrechnung werden für sie zu unüberwindbaren Hürden. Das fehlende Geld treibt sie in die Arme des Falschen und drängt sie immer näher an die Ränder der Gesellschaft.
Wie Wissenschaft und Politik das Armutsproblem lösen wollen
Drei Jahre lang haben Menschen mit Armutserfahrung gemeinsam mit Wissenschaftlern und Expertinnen im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bewegung «ATD Vierte Welt» Grundlagen geschaffen, wie Armut in der Schweiz erfolgreich überwunden werden kann. Das gab es in der Schweiz noch nie. Jetzt wurden die Erkenntnisse in Anwesenheit von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider vorgestellt. «Kulturplatz» spricht mit ihr und trifft den ATD-Aktivisten Markus Christen, der im Heim aufwuchs und selbst mit sehr wenig Geld auskommen muss.
Die Gassen-Tierärztin von Zürich
Wer arm ist, hat häufig das Gefühl, dass die Gesellschaft an einem vorbei lebt. Oft ist ein Tier der einzige Partner für armutsbetroffene oder obdachlose Menschen. Die Tierarzt-Kosten übersteigen oftmals die finanziellen Möglichkeiten der Halterinnen und Halter. Darum gibt es die Gassen-Tierärztin vom Sozialwerk Pfarrer Sieber.
Ausstrahlung: Mittwoch, 17. Mai 2023, 22.25 Uhr, SRF 1