«Kontext»: Meeresspiegel – Wie viel Anstieg liegt drin?
Wenn jemand den Meeresspiegelanstieg bewältigen kann, dann die Holländerinnen und Holländer: Sie sind Weltmeister im Wasserbau. Doch um wie viel lassen sich die Deiche noch erhöhen? Nicole Freudiger führt das Gespräch.

1953 überspülte eine verheerende Sturmflut die Küstengebiete der Niederlande und forderte mehr als 1800 Todesopfer. Seither haben die Niederlande mit dem Deltaplan ein beispielloses Hochwasserschutzprogramm geschaffen.
Der schleichende Anstieg des Meeresspiegels stellt das Land nun vor neue Probleme. Zwei bis maximal fünf Meter Meeresspiegelanstieg seien mit der heutigen Technik noch zu bewältigen, sagen die Expertinnen und Experten. Dann müssten neue Lösungen gesucht werden.
Zur Diskussion steht auch ein riesiger neuer Deich, 15 bis 20 Kilometer vor der Küste, der De Haakse Seedeich. Zwischen der alten und der neuen Küstenlinie entstünden Süsswasserseen. Der Rhein und die anderen Flüsse müssten über diesen neuen Deich ins Meer gepumpt werden.
Andere Weltregionen wie Bangladesch, Indonesien oder Ägypten dürften kaum die Mittel aufbringen, um solche Schutzbauten zu errichten. In den Niederlanden ist die drohende Gefahr zwar erkannt, aber weil das Meer bis jetzt verhältnismässig langsam angestiegen ist, scheint vielen die Dringlichkeit noch nicht gross zu sein.
Im Gespräch zu hören sind:
- Ria Geluk, Überlebende der grossen Flut im Jahr 1953, Museumsbegründerin und Lobbyistin für besseren Küstenschutz;
- Harold van Waveren, leitender Experte in Sachen Flutrisiko bei der niederländischen Wasserbaubehörde;
- Dick Butijn, Ingenieur und Planer des de Haakse Seedeichs; und
- Jeroen Aerts, Professor für Wasser- und Klimarisiken an der Freien Universität Amsterdam. Er berät Regierungen, Banken und Versicherungen weltweit.
Ausstrahlung: Freitag, 24. März 2023, 09.05 Uhr, Radio SRF 2 Kultur und Freitag, 24. März 2023, 06.05 Uhr, Radio SRF Podcast