null «Einstein»: Kampf gegen den Klimawandel – Warum boykottiert ihn unser Gehirn?

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«Einstein»: Kampf gegen den Klimawandel – Warum boykottiert ihn unser Gehirn?

Die Erde erwärmt sich. Extremereignisse, Hitzesommer und Überflutungen nehmen zu. Man weiss so viel über die Erderwärmung wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. In der Verhaltenspsychologie könnten Antworten stecken, warum das Gehirn nicht gegen den Klimawandel kämpft. Tobias Müller führt durch die Sendung.

EinsteinKampf gegen den Klimawandel: Warum boykottiert ihn unser Gehirn?Tobias MüllerCopyright: SRF

Falsche Impulse, fehlerhafte Informationen
Das menschliche Gehirn hat eine Hürde kreiert, die schlechte Informationen abwehrt. Besonders in stressigen Situationen gibt es deshalb fehlerhafte Impulse. Dabei handelt es sich um kognitive Verzerrungseffekte. Der Mensch glaubt beispielsweise, dass er weniger von negativen Ereignissen betroffen ist als andere. Im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung zeigt sich diese Optimismus-Verzerrung, weil die meisten Menschen denken, dass sie als Individuen weniger von negativen Auswirkungen betroffen sind als andere Menschen.

Der Mensch überkompensiert
Nachhaltiges Verhalten braucht der Mensch oft als Entschuldigung oder moralische Legitimation, wenn er sich weniger ökologisch verhält. Dieser negative Spillover-Effekt oder negativen Übertragungs-Effekt beschreibt das Phänomen, dass ein umweltfreundliches Verhalten dazu führt, dass man sich in anderen Verhaltensweisen weniger umweltfreundlich zeigt. Ein Erklärungsansatz zu dieser Tendenz der moralischen Legitimation liegt darin, dass der Mensch sich durch eine gute Tat ein «moralisches Guthaben» anhäuft. Dieses Guthaben würde es erlauben, moralisch schlechtes Verhalten zu kompensieren.

Wie nehmen die Menschen Informationen auf
Das menschliche Gehirn mag lieber Informationen, die sein Weltbild bestätigen, nicht solche, die sich widersprechen. Die Psychologie nennt dies Confirmation Bias, also eine Bestätigungs-Verzerrung. Was es zeigt: Menschen nehmen die Informationen, ob wahr oder falsch, eher auf, wenn sie ihnen im Grundsatz zustimmen. Denn diese Informationen bestätigen sie und sie werden immer sicherer und es ist ihnen wohl. Diese Funktion, die so tief im menschlichen Gehirn verankert ist, erklärt, wie schwierig es ist, seine Meinung zu ändern.
 
Wie das Umfeld das Verhalten lenkt
Der Mensch ist ein soziales Wesen und lebt in einer Gruppe. In Bezug auf die Klimaerwärmung kann das positive und negative Effekte haben. Beim Nachbarschafts-Effekt will er sich möglichst seinem Umfeld angleichen. Hat der Nachbar eine PV-Anlage, will er auch eine. Gleichzeitig können Gruppen auch hemmend sein, weil die Menschen sich in einer grossen Gruppe nicht mehr verantwortlich fühlen. Das zeigt der Bystander-Effekt, der den Mensch daran hindert, schnell und aktiv zu handeln.
 
Es gibt Ansätze, das Verhalten zu ändern
Im Alltag verhalten sich Menschen nicht immer rational. Denken und Handeln sind getrieben von Automatismen, Gewohnheiten sowie intuitiven und unbewussten Prozessen, die sehr schnell ablaufen. Dabei werden sie unter anderem stark durch Hinweise aus dem Kontext beeinflusst. Diese Tendenz macht sich die Nudging-Strategie zu Nutze. Nudging ist eine Methode, bei der eine Entscheidungssituation so gestaltet wird, dass das Verhalten in die gewünschte Richtung gelenkt oder gestupst wird. Die Entscheidungsfreiheit wird gewahrt, es werden keine finanziellen Anreize eingesetzt und es wird auf keine Verbote oder Gebote zurückgegriffen.

Ausstrahlung: Donnerstag, 24. August 2023, 21.05 Uhr, SRF 1

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Ausstrahlung
Donnerstag, 24. August 2023, 21.05 Uhr, SRF 1

Publiziert am
Dienstag, 22. August 2023

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